Eine Stellungnahme

Zu den Bauernprotesten

Seit einer Woche protestieren die Bauern auf den Straßen mit ihren Traktoren. Anlass ist die schon vor den Protesten teilweise zurückgenommene Streichung der Agrardieselbeihilfe und der KFZ-Steuerbefreiung. Emotional hat die überraschende Kürzung das Fass zum Überlaufen gebracht. Nach vielen Forderungen in den vergangenen Jahren wie die Verbesserung des Tierwohls, CO2-Einsparung, Einschränkungen der Düngung und des Pestizideinsatzes war es jetzt zu viel für den Berufsstand. Wir haben Verständnis dafür.

Die Forderung, dass das Geld in der Landwirtschaft bleiben muss, ist richtig. Auch wenn die Einkommen 2022/23 ungewöhnlich hoch waren. Nur, DIE Landwirtschaft gibt es nicht. Da stellt sich die Frage, wie auch bei jeder Reform der europäischen Agrarpolitik, welche Bauern sollen Förderungen bekommen? Eher die Betriebe mit geringerem Einkommen oder große Betriebe? In den letzten Jahrzehnten haben große Betriebe deutlich profitiert und das ist bei der Dieselbeihilfe nicht anders.

Eine weit verbreitete Forderung aus Gesellschaft und Politik lautet: Öffentliches Geld für öffentliche Leistung. Genau das ist aus unserer Sicht der Weg auch im Blick auf den anstehenden Transformationsprozess aufgrund des Klimawandels. Alle Landwirte erbringen Leistungen für unsere Umwelt, die Region, in der sie wirtschaften aber auch soziale Leistungen, seien es Leistungen für Klima und Wasser, das Tierwohl, für regionale Wirtschaftskreisläufe oder schaffen auch Arbeitsplätze. Viele dieser Leistungen werden nicht honoriert und lassen sich auch nicht am Markt durchsetzen. Nur wie soll das berechnet werden? Dazu gibt es das ausgeklügelte und wissenschaftlich erforschte System der Regionalwert-Leitungsrechnung. Mit dieser Methode lassen sich die Leistungen eines Betriebes auf den Euro genau berechnen. 

Diese Methode haben wir im Rahmen eines Projektes mit 20 vom Landvolkverband dazu motivierten Betrieben aus Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen getestet. Und siehe da, die 20 Betriebe (7 Biobetriebe und 13 konventionelle wirtschaftende Betriebe) erwirtschaften pro Hektar 1359 €, insgesamt über 3 Mio. € Nachhaltigkeitsleistungen je Jahr. Das wäre ein Weg, Gelder nicht als Subventionen zu verteilen sondern erbrachte Leistungen zu bezahlen. Und es würden alle Betriebe davon profitieren.