Einfach mal innehalten
Nach der Rückkehr von einer Thailandreise ging mir so mancher Gedanke über den Buddhismus durch den Kopf. Am ersten Tag unserer Reise erkundeten wir mit einer Führerin Bangkok. Dabei besuchten wir auch zwei große Tempelanlagen. In einer dieser Anlagen begegneten wir viele junge Thais, die dort in ihrer traditionellen Kleidung Buddha verehrten. Die Pracht dieser Anlagen erinnerten mich spontan sehr an die vielen Kirchen an der oberschwäbischen Barockstraße. Im Verlauf unserer weiteren Reise fielen mir die unendlich viele Tempel auf und das vor nahezu jeder Hütte, jedem Haus, jedem Hotel, jeder Firma … von ganz klein und bescheiden bis groß und prächtig, zumeist geschmückt mit einem Blumenkranz. Auch hier musste ich unwillkürlich an die vielen Wegekreuze, kleine Hofkapellen, Kreuze an so manchem Bauernhof oder die Kreuze in unseren Wohnstuben denken. Auch die Taxis, Tuk Tuks, Busse, LKWs, Longtailboote – sie alle sind geschmückt mit jenen Blumenkränzen, die wohl zur Verehrung Buddhas angebracht sind. Auch die „Farbe“ Gold scheint nicht nur in unseren Kirchen, sondern auch im Buddhismus eine besondere Rolle zu spielen. Unzählige goldene Buddhas bekamen wir zu sehen. An einem Tempel, den wir auf der weiteren Reise besuchten, pilgerten die Gläubigen an einer Buddhastatue vorbei und klebten kleine Blattgoldplättchen auf die Figur. Sie war übersät mit diesen Blättchen, die wohl als Zeichen tiefer Verehrung gelten. Der buddhistische Glaube ist also ganz offensichtlich sehr stark im thailändischen Alltag verwurzelt. Kein Wunder, geben doch nur 0,6 % der thailändischen Bevölkerung an, keinem Glauben anzugehören, 94 % sind Buddhisten.
Noch deutlicher wurde mir dies, als ich etwa in einer Hotellobby eine junge Thai beobachtete, wie sie vor einem kleinen Altar kniend mit aneinandergelegten Händen und geschlossenen Augen betete oder meditierte. Oder auch als ich im Vorbeigehen einen alten Mann vor einem geschlossenen Laden knien sah, der ganz offensichtlich auch betete. Im Buddhismus sind es offensichtlich nicht die großen „Events“ wie in unserem Glauben die Hl. Messe, eine Andacht, ein Wortgottesdienst, den Glauben zu leben, sondern das alltägliche kurze Innehalten, um Beistand zu bitten, zu danken, zu gedenken ….
War (!?) auch nicht in unserem Glauben das tägliche Gebet, am Mittag, am Abend, bei Tisch, das Kreuzzeichen, wenn wir an einem Wegekreuz vorbeikamen, das kurze Innehalten, wenn uns etwas drückte, oder ein Gebet für Kranke oder Sterbende im Alltag fest verankert?
Wie sich die Religionen in dieser Welt – bei aller Unterschiedlichkeit – doch gleichen. So habe ich meine Beobachtungen auf dieser Reise als Impuls für den eigenen Glauben wahrgenommen. Zwischendurch einfach mal kurz Innehalten – so wertvoll wie der Besuch der Messe am Sonntag.
Und ganz am Schluss noch ein Hinweis auf eine recht kuriose Überschneidung in der Lebensgeschichte Buddhas mit unserem Schutzpatron Bruder Klaus:
Auch Buddha verließ – wie Bruder Klaus – Frau und Kind um seiner Berufung und Bestimmung nachzukommen!
Herzlich,
Georg Beetz
Vorstandsmitglied Verband Katholisches Landvolk e.V.
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