Spenden erwünscht!

Corona in Uganda

Die Corona-Pandemie trifft die Menschen in Uganda heftig, vor allem durch den Lockdown. Ein Gespräch mit Hermann Schuten vom Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienst. Das Gespräch führt Luise Richard aus Drensteinfurt im Juni 2020. Inzwischen hat sich die Lage dramatisch verschlechtert. Die Anzahl der Toten steigt kontinuierlich an.

Seit Wochen bestimmt Corona unser Leben ganz massiv. Blicken wir über den Tellerrand nach Uganda: Wie ist die Lage dort im Juni 2020?
Uganda verzeichnet momentan ca. 175 COVID-Fälle und hat Gott-sei-Dank noch keine Toten zu beklagen. In den Nachbarländern, vor allem in Kenia und Tansania, ist die Lage viel extremer, da die Regierungen dort nicht so schnell reagiert haben. Uganda hat vom ersten Tag der Pandemie an das Land komplett heruntergefahren, eine Ausgangssperre verhängt, Geschäfte geschlossen, alle öffentlichen Plätze, alle Bars und Diskotheken geschlossen. Es fahren keine Busse oder Taxen mehr und auch die beliebten und überall verfügbaren Motorrad-Taxen („Boda-Boda“) dürfen nicht mehr fahren. Autos dürfen nur unterwegs sein, wenn die Fahrten lebensnotwenig sind. Die Angst im Land ist groß, und man ist sich der Tragweite bewusst.  

Bisher konnte man die Infektionsketten noch gut nachvollziehen. Aber inwieweit das Virus sich schon im Lande verteilt hat, weiß man nicht so genau, denn viele Menschen haben die Städte verlassen und sind zu ihren Verwandten aufs Land gegangen, in der Hoffnung, dort wenigstens mit dem Nötigsten versorgt zu werden. 

Die Tests können nur in Kampala untersucht werden. Uganda hat – vor allem aus leidvoller Erfahrung mit drei Ebola-Ausbrüchen – gelernt, dass man eine Epidemie nur in den Griff bekommt, indem man eine Region ganz massiv und konsequent abschottet. Die Vorsicht sieht man auch daran, dass Uganda den Lockdown sofort und unmittelbar verhängt hat.

Wie können sich die Menschen noch mit Lebensmitteln versorgen?
Das wird immer schwieriger. Die lokalen Märkte entlang der Straßen gibt es zwar noch. Lebensmitteltransporte in die Städte hinein finden aber nur statt, wenn sie von staatlichen Stellen genehmigt worden sind. Nahrungsmittel werden deshalb bereits knapp. Wo Nahrungsmittel importiert werden, ist die Qualität zweifelhaft. Nacherntetechnik und Lagerung sind nach wie vor problematisch.

Ein Indiz dafür, wie wichtig der ILD-Ansatz zur Steigerung der Wertschöpfung, zur optimalen Lagerung und Weiterverarbeitung ist …?
Ja, ganz genau. Die Lebensmittel müssen nach der Ernte sorgfältig gereinigt, getrocknet und gelagert werden. Kürzlich wurden 9.000 Tonnen Maismehl über die FAO, die Welternährungsorganisation, angekauft, die vergammelt und somit nicht für den Verbrauch geeignet waren. Wenn schon der Mais verdorben ist, kann man natürlich kein gutes Maismehl gewinnen.

Wie wird versucht, die Folgen der Corona-Krise zu mildern?
In jeder Region gibt es mittlerweile von der Regierung eingesetzte Task Forces, die auch zivile und kirchliche Organisationen mit einbinden. In den Regionen Luweero, Nakaseke und Nakasongola stützt sich die Regierung stark auf unseren Projektpartner Caritas Kasanaensis Luweero. Alle anderen Organisationen müssen ihre Nahrungsmittelhilfe an die Regierung abtreten, die sie dann an Bedürftige verteilt. Die Caritas Kasanaensis darf als einzige kirchliche Organisation selbstständig Bedürftige identifizieren und Lebensmittel ausgeben. Selbst unsere anderen Projektpartner haben diese Ausnahmegenehmigung nicht. Offenbar traut man nur der Caritas Luweero zu, seriös damit umzugehen. Die Nothilfe kommt also schneller bei den Menschen an.

Wie funktioniert das in der Praxis?
Die Bauern müssen natürlich für ihre Erzeugnisse bezahlt werden: Die Caritas kauft die Produkte für einen reduzierten Preis von der Genossenschaft ein, um sie dann frei an die Menschen ausgeben zu können. Bis jetzt konnten bereits 8.650 Tonnen Maismehl verteilt werden. Einmalige Hilfe reicht aber nicht. Es handelt sich vielfach um alte und kranke Menschen und um notleidende, verarmte Familien, die selbst nicht mehr in der Lage sind, sich zu versorgen. Davon gibt es viele … Damit das möglich ist, sammelt die Caritas Spenden – lokal, aber natürlich bittet sie auch um internationale Spenden. 

Dass unsere Bauern in den Genossenschaften organisiert sind, erweist sich in dieser Lage als Riesenvorteil für eine möglichst schnelle und unmittelbare Versorgung mit guten Lebensmitteln. Und sie selbst sind jetzt viel widerstandsfähiger und können sich selbst versorgen.

Wie hoch ist das geplante Budget für dieses Hilfsprogramm?
Die Caritas benötigt insgesamt rund 140.000 Euro, die als Nothilfe komplett aus Spenden finanziert werden müssen. Daraus soll auch medizinisches Equipment, z. B. kontaktlose Fiebermessgeräte, finanziert werden; das hilft Infektionen ggf. schnell aufzuspüren und sichert auch langfristig eine verbesserte medizinische Versorgung bzw. Prävention. Wir nutzen diese Zeit zugleich, um mehr Bewusstsein für die Gesundheit in die Dörfer zu tragen, mehr Krankenschwestern auszubilden und das Pflegepersonal in den Gesundheitszentren weiter zu schulen. Insofern sind die Spenden über die Krise hinaus nachhaltig wirksam.

Wie trägt die Bevölkerung die Maßnahmen mit?
Bisher recht gut. Auch wegen der Erfahrung mit Ebola. Aber immerhin gibt es die Schließung schon seit Anfang März. Am 9. März wurde das gesamte Land geschlossen; selbst die schon in der Anreise befindlichen Personen mussten entweder umkehren oder sich in eine zweiwöchige Quarantäne begeben. Auf diese Weise hat man auch die betroffenen COVID19-Infizierten entdeckt.

Wie geht es jetzt weiter? Gibt es dazu schon Pläne?
Die Bevölkerung leidet nicht so sehr unter dem Virus selbst. Aber die Wirtschaft liegt am Boden. Die Arbeitslosigkeit ist stark gestiegen. Ein Beispiel: Unser Projektpartner Caritas Maddo in Massaka betreibt eine Molkerei und kann wegen der Transportbeschränkungen die Milch größtenteils nicht mehr abholen und auch nicht mehr weiterverarbeiten. Das Geschäft ist bis auf den Rohmilchverkauf in unmittelbarem Umfeld fast ganz zum Erliegen gekommen. Die Einnahmen fehlen, die Mitarbeiter mussten entlassen werden. 

Die Menschen leiden darunter, dass sie nicht oder nur schwer an Nahrungsmittel herankommen und sie auch nicht mehr bezahlen können. Das ist in bestimmten Regionen wie den Trockengebieten im Nakasongola-District, der zum Bistum Luweero gehört, extrem. Father Hilary hört immer wieder von den Menschen: „Wenn wir nicht bald wieder aufmachen, sterben wir an Hunger, nicht am Corona-Virus.“ Indirekt tötet das Virus die Menschen also doch. 

Wenn man sich sicher ist, dass von außen – z.B. über Tansania – nichts mehr eingetragen wird, dann wird es langsame Lockerungen geben, ähnlich wie in Europa. Der Präsident hält sich dazu aber sehr bedeckt, der Lockdown geht noch mindestens bis Ende Mai. Aktuell gibt es einige Fälle und Quarantänen bei unserem Projektpartner Apoola Na Angor (ANA) in Bukedea im Osten Ugandas. Es besteht große Sorge, dass sich das zu einem Hotspot entwickeln könnte.

Man geht davon aus, dass man sich bei einer Lockerung in einer gewissen Scheinsicherheit bewegt. Denn nach wie vor sind bestimmte Hygieneregeln, z. B. allein das regelmäßige gründliche Händewaschen, gar nicht einzuhalten. Deshalb ist Uganda da extrem vorsichtig.

Angst haben alle vor der exponentiellen Ausbreitung des Virus; damit wäre man in den Gesundheitseinrichtungen völlig überfordert. Es gibt weder genügend Masken und Schutzkleidung noch genügend Intensivbetten. Und an Beatmungsgeräte ist gar nicht zu denken, die gibt es außer in einem Krankenhaus in Kampala nirgends.

Als Projektträger sind wir der Nachhaltigkeit verpflichtet; so verknüpfen wir – der ILD sowie die Caritas Kasanaensis Luweero – die Corona-Nothilfe mit dem Auf- und Ausbau der Gesundheitsstationen vor Ort, um für jegliche Pandemie in Zukunft besser gerüstet zu sein. 

Vielen Dank für das Gespräch!


Momentan sind Spenden für die Nahrungsmittelhilfe in Uganda sehr wichtig und auch der VKL Projektpartner WEKEMBE will Lebensmittel verteilen. Wer für die Corona-Nothilfe spenden möchte, kann das über ein eigens eingerichtetes Konto tun:
Kontoinhaber: Verband Katholisches Landvolk (VKL)
BIC: GENODEF1M05, IBAN: DE83 7509 0300 0006 4964 66
Bankinstitut: Liga Bank
Verwendungszweck: Uganda COVID-19, Soforthilfe