Digitalisierung - Chance für ländliche Räume

Neues ausprobieren!

„Wie macht man die Digitalisierung zur Chance für den ländlichen Raum?“ fragte Günter Humer von der oberösterreichischen Zukunftsakademie in Linz eingangs. Zuerst sei ein anderer Blick auf den ländlichen Raum notwendig, nämlich ein Blick hin auf die Ressourcen und weg von den Defiziten. Letztendlich gehe es bei der Digitalisierung um regionale Zukunftsarbeit. Das geht nur gemeinsam mit den Menschen. Das Potenzial sei hoch und vielfältig. Digitalisierung ist nicht in erster Linie Hightec. Dem ländlichen Raum stehen schon heute viele Techniken zur Verfügung. Die digitale Verwaltung sei beispielsweise eine große Chance. Es gebe allerdings das Gerücht, dass es im Kinderzimmer mancher Bürgermeister mehr digitales know how gibt, als im gesamten Rathaus. Wenn man die Digitalisierung vorantreiben wolle, müsse man zuerst mit einander reden. Darüber hinaus gebe es sehr viele Akteure, die man zusammenbringen müsse. Digitalisierung heiße, neue Modelle zu denken. Die Digitalisierung gebe die Chance auf Augenhöhe mit den Balllungszentren zu kommen. Beispielsweise sei man genauso weit weg von Wissen. Und der neue Trend: die Menschen entdecken wieder das Land und ziehen auch dort hin. So können viele Vorteile ländlicher Regionen genutzt werden. „Sie haben garantiert keinen Erfolg, wenn Sie nichts Neues ausprobieren,“ zitiert er Markus Reimer aufmunternd.

„Wenn ein Ort analog funktioniere, funktioniere er auch digital,“ sagt Julia Steingaß vom Projekt „Digitale Dörfer“. In der ersten Projektphase ging es Schwerpunktmäßig um Nahversorgung und Ehrenamt. Es sei sehr schwierig gewesen Leute zum mit machen zu gewinnen. Man könne Waren über das Internet bestellen und Bürger würden dann für andere die Lebensmittel mitnehmen. Diese durchaus gute Idee würde nicht so gut funktionieren. Diese Lieferbar, die man als App auf das Smartphone laden könne, sei Nachbarschaftshilfe neu gedacht. 

In der zweiten Phase geht es um Dorfleben und Kommunikation und Mobilität als Schwerpunkte. Dazu wurde die Dorffunk-App entwickelt, die bewusst sehr einfach gehalten sei, damit sie leicht zu benutzen sei. Ohne Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürger gehe es nicht, so Steingaß. Es gebe inzwischen auch andere Dörfer, die diese Anwendungen auch nutzen.

Darüber hinaus wurden weitere Praxisbeispiele gezeigt wie Holzgespür, eine Schreinerei, in der das Marketing stark digitalisiert hat. Man habe schon eine Reihe von Innovationspreisen gewonnen, so Julia Kasper, die die Betriebswirtin im Betrieb des Vaters ist. Die nächsten Ideen sind schon geboren. Neues werde ausprobiert.

Die Schwärmerei ist eine internetbasierte Idee um Bauern und Verbraucher zusammen zu bringen. Die Idee kommt aus Frankreich und ist inzwischen in ganz Europa – auch in Baden-Württemberg - verbreitet.

Harald Amelung ist begeisterter Coworker. In Stuttgart hat der sein erstes Coworking Space gegründet, weil er nicht mehr Tag für Tag allein am Schreibtisch saß und nicht weiter vereinsamen wollte. Inzwischen betreibt er ein weiteres Coworking space in Herrenberg, und bald soll es auch in Esslingen losgehen. Dort kann man Schreibtische als Arbeitsplatz flexibel buchen. Strom, WLAN und Kaffee sei im Preis inbegriffen. Besonders jüngerer Leute, die nicht unbedingt an einem festen Ort arbeiten müssen und sich gerne mit anderen austauschen wollen.

Nicole Saile stellte das Gemeindenetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und Quartier 2020 vor. Eryna Bril von der Allianz für Beteiligung erläuterte den Förderbaukasten des Landes Baden-Württemberg.

70 TeilnehmerInnen aus unterschiedlichsten Bereichen waren gekommen, wie engagierte Bürgerinnen und Bürger, BürgermeisterInnen, Verterterinnen der IHK und des Sozialministeriums, Wirtschaftsvertreter, Vertreterinnen sozialer Einrichtungen um einige zu nennen.

Die Beiträge von Frau Steingaß, Herrn Humer sowie von Frau Saile und Frau Bril zu Fördermöglichkeiten, können im YouTube-Kanal des Katholischen Landvolks angeschaut werden.

Hier finden Sie Links zu diesen und weiteren Vortragsunterlagen:  

1. Digitale Dörfer - Frau Steingaß

2. Chance Digitalisierung - Herr Humer 

3. Fördermöglichkeiten - Frau Saile und Frau Bril 

4. Holzgespür

5. Marktschwärmer

6. Coworking