Tierwohl und Antibiotikaeinsatz in der Diskussion

Besseres Stallklima und weniger Antibiotika

„In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben die Landwirte viel für das Wohl der Tiere gemacht.“ Das sagte Wolfgang Schleicher, am Montag, 19. November bei einer Veranstaltung über Tierwohl und Antibiotikaeinsatzin Oberalfingen. Die Tiere könnten sich bewegen, die Ställe seien heller, das Stallklima sei besser, zählte er einige Aspekte auf. Aus ethischer Sicht würden aber auch Grenzen überschritten wie das betäubungslose Kastrieren von Ferkeln oder Schwänze kupieren oder das Kürzen von Schnäbeln bei Legehennen sowie das Schreddern männlicher Küken. Auch die Enthornung von Kälbern müsse mit Betäubung und Schmerztherapie erfolgen, so Schleicher.

Die gesellschaftliche Debatte sei bei den Verantwortlichen angekommen. Züchtung und Stalltechnik sieht Schleicher in der Pflicht. Aber auch die Bundesregierung stelle Forschungsgelder für eine verbesserte Tierhaltung zur Verfügung. Verbände haben mit Tierschutzlabeln reagiert genauso wie der Einzelhandel. Einen großen Einfluss auf das Tierwohl haben die Käuferinnen und Käufer von Lebensmitteln. Mit dem Einkauf von Lebensmitteln, die mit Tierwohllabeln versehen sind, verbessern sie direkt das Tierwohl. Mit seiner konkreten Tierhaltung auf dem Hof kann der Landwirt viel für seine Tiere tun. Dabei darf nicht vergessen werden, dass jeder Betrieb andere Voraussetzungen mitbringt und in einem Bündel von Einflussfaktoren wirtschaften muss. Für Schleicher gehen die Eintwicklungen zum Wohl der Nutztiere in die richtige Richtung.

Laut Dr. Agnes Richter vom Schweinegesundheitsdienst sank der Antibiotikaeinsatz in der bundesdeutschen Tierhaltung ab 2011 um 57% auf 742 Tonnen in 2016. Das sei ein großer Erfolg der Antibiotikadatenbank, die vom Gesetzgeber eingeführt wurde, und in dem der Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung genau registriert werden muss. Die Bildung von Resistenzen bei Antibiotika sei ein natürliches Phänomen, das aber durch den Antibiotikaeinsatz verstärkt werde. Da die Entwicklung neuer Antibiotika nur schleppend vorankomme, entstünden immer wieder Engpässe bei der Bekämpfung krankmachender Bakterien. Mittel und langfristig müsse man dahin kommen, dass sogenannte Reserveantibiotika der Humanmedizin vorbehalten würden.

Ausführlich ging Agnes Richter auf die sog. Krankenhauskeime ein, insbesondere auf MRSA. MRSA-Keime wurden in den letzten Jahren bei Tieren und auf Lebensmitteln tierischer Herkunft gefunden. Wichtig sei zu wissen, dass die MRSA-Keime in der Tierhaltung überwiegend zu anderen MRSA-Linien gehörten als die Krankenhauskeime. Damit sei eine Ansteckung mit Krankenhauskeimen über landwirtschaftliche Nutztiere nahezu unwahrscheinlich.

Auch bei Rückständen von Antibiotika in Lebensmittel gibt es gute Nachrichten: Jährlich würden rund 300.000 Lebensmittel tierischer Herkunft vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit untersucht. Dabei hätte man in höchstens 0,25% der Proben Antibiotikarückstände in Lebensmittel gefunden, so Richter.